Publikationen
1 Allgemeine Reihe
Flaig, Dorothea:
Gertrud Hermes. Leben und Werk einer Erwachsenenbildnerin
1998 - 102 S. - DM 14,80
Das Wolfgang Schulenberg-Institut stellt nun zum zweiten Male Leben
und Werk einer Erwachsenenbildnerin aus der ersten Hälfte dieses
Jahrhunderts vor. Wie die 1994 veröffentlichte Arbeit von Geesche
Dannemann über Bertha Ramsauer ist auch die Arbeit von Dorothea
Flaig über Gertrud Hermes im Rahmen des Studiums der Erwachsenenbildung
an der Oldenburger Universität entstanden.
Anders als Bertha Ramsauer, deren verschriftlichtes Werk schmal
blieb angesichts der erforderlichen Überlebenskämpfe im
Alltag der Heimvolkshochschule Husbäke/Edewecht, hat Gertrud
Hermes ihre pädagogische Arbeit auch nachlesbar theoretisch
reflektieren können. Vor allem ihr 1926 erschienenes Hauptwerk
»Die geistige Gestalt des marxistischen Arbeiters und die
Arbeiterbildungsfrage«, aber auch ihre verschiedenen Äußerungen
zur Freien Volksbildungsarbeit der »Leipziger Richtung«,
zur praktischen pädagogischen Arbeit in den von ihr eingerichteten
Volkshochschulheimen und schließlich umfangreiche autobiographische
Aufzeichnungen konnten herangezogen werden, um eine Person sichtbar
werden zu lassen, deren Bedeutung für die Erwachsenenbildung
der Weimarer Jahre und darüber hinaus weitgehend unterschätzt
wurde.
Dorothea Flaig gelingt es, der Theoretikerin Gertrud Hermes den
ihr gebührenden Platz in der Geschichte der Erwachsenenbildung,
vor allem der »Leipziger Richtung«, einzuräumen.
Nur »bruchstückhaft und ansatzweise« sei das Spektrum
ihrer Tätigkeit bisher untersucht worden; als »Mitarbeiterin«
mehr denn als Initiatorin wurde sie bisher erwähnt. Ein Frauenschicksal.
Es ist ein Verdienst von Dorothea Flaig, daß sie sich entschied,
Gertrud Hermes zunächst zu Wort kommen zu lassen. Sie beleuchtet
Leben und Werk aus der authentischen Perspektive der Selbstdarstellungen
und der Äußerungen naher Freunde und Kollegen. Zeitkolorit
und zeitgeschichtlicher Hintergrund scheinen in dieser Rezeptionsweise
auf. Ebenso jedoch wird in der unmittelbaren Begegnung mit Gertrud
Hermes die enge Verknüpfung von Leben und Werk erkennbar. Dies
gezeigt zu haben verdankt sich dem methodischen Vorgehen in dieser
Arbeit.
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